Drittes Expertengespräch
Gibt es heute eigentlich
noch Helden?
Kuttner: Ja, hier sitzen wir wieder im Studio, wir, das ist klar, dort ist der Spezialist Stefan Schwarz, wer ich bin, brauche ich, glaube ich, nicht zu sagen. Das Thema heute ist uns eigentlich auf den Leib geschrieben: Helden, Vorbilder, Idole, aber eigentlich natürlich Helden. Gibt es heute noch Helden, soll die Frage sein. Wir haben kurz mit dem Gedanken gespielt, den üblichen historischen Exkurs zu machen, in der frühen Urgesellschaft anzufangen, über Mittelalter, 1251/52 in Avignon, bürgerliche Aufklärung, Oktoberrevolution, Wende'89 im Heute zu landen, haben das dann aber verworfen, weil das ein Thema ... Stimmt's Stefan, kannst mal "ja" sagen, damit die auch alle merken, daß Du da bist...
Schwarz: Ja.
Kuttner:...ein Thema ist, was uns - wie gesagt eben wirklich auf den Laib geschrieben ist. Wir sind, glaube ich, kann man so sagen, durchaus Helden. Es gab ja früher verschiedene Arten von Helden: Held-der-Arbeit, Held-der-Sowjetunion. Mir gegenüber sitzt jetzt: Held-er-dicht Stefan Schwarz ...
Schwarz: Mir gegenüber sitzt: Held-was-er-verspricht Dr. Kuttner.
Kuttner: Ja. Und, wir werden jetzt, haben wir uns überlegt, einfach durchaus unvorbereitet, möchte ich fast sagen, wenngleich hier Papier raschelt, dadurch sollte man sich nicht irritieren lassen, versuchen...
Schwarz: Ein unvorbereitetes Papier.
Kuttner: ...über unsere Heldentaten zu sprechen, weil ich denke, nur so unmittelbare Erfahrung kann die desorientierte Jugend am eindrücklichsten lehren, fürderhin heldenhafte Wege zu beschreiten.
Schwarz: Keine Definitionen, sondern das am lebenden Beispiel exemplifizieren.
Kuttner: Wir gehen gleich in - wie ich so gerne sage - medias res. Du bist ja ein bekannter und sehr beliebter Held, aus verschiedenen Fernsehserien, aber eben auch in der Realität, und eine Deiner großartigsten Heldentaten, eigentlich eine Serie von Heldentaten, spielte sich in den 50er Jahren in Westdeutschland, im Norden Westdeutschlands ab. Du hast da, soweit ich weiß bis zum Mauerbau, jedes Jahr im Frühling in Hamburg die Flutkatastrophen verhindert.
Schwarz: Ja, ich war damals beim Wasserwerk Hamburg beschäftigt und habe dann eigentlich alle Jahre, das ist schon richtig, bis 1961 alle Hamburger Flutkatastrophen verhindert, die ja durch die Mondphasen ausgelöst werden, und ich hatte mir noch als junger Wasserwerker schon mal etwas zurecht gelegt und habe dann mit einer Lampion-Aufstellung auf Helgoland alle Hamburger Flutkatastrophen verhindert. Man muß wissen, daß das mit den Mondphasen zu tun hat ...
Kuttner: Ja, das ist klar.
Schwarz: Flut und Ebbe, und bei einer richtigen, gezielten Aufstellung von mondgesichtigen Lampions, z.B. auf Helgoland oder auch auf anderen vorgelagerten Inseln (Anm.1), konnte man, wenn man mein Wissen besaß - besaßen nicht alle! - die Hamburger Flutkatastrophen verhindern, bis dahin.
Kuttner: Also ist Dir im Grunde immer wieder, Jahr für Jahr, gelungen, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um gegen die Flut Ebbe herbeizuführen ...
Schwarz: Ja, man brauchte, wie gesagt, mondgesichtige Lampions, um die Ebbe herbeizurufen. Das war nicht so einfach, weil mondgesichtige Lampions damals, nach dem zweiten Weltkrieg, nicht überall vorhanden waren.
Kuttner: So viel ich weiß, haben die ersten Versuche ja zu Dürrekatastrophen noch geführt. Also im Experimentalstadium, weil einfach zu viel Ebbe eingetreten ist, so daß die Flut gar nicht mitgekam, und es sofort zu Versteppung, Verwüstung, Verwahrlosung führte.
Schwarz: Robbensterben.
Kuttner: Robbensterben, hm. Und dann, - 61 war ja Mauerbau...
Schwarz: Tja, da war es vorbei.
Kuttner: Ging es nicht mehr...
Schwarz: Nein, meine Mutter war krank und ich bin dann zurück und habe sie gepflegt.
Kuttner: Und dann war eben, 1962, die bekannte Flutkatastrophe in Hamburg.
Schwarz: Ich habe das nur noch im Fernsehen verfolgen können...
Kuttner: Und daraufhin haben ja die Bonner Ultras angefangen, endlich Dämme zu bauen.
Schwarz: Ich habe angerufen damals, habe noch geschrieben: Lampions, Lampions, Lampions!!
Kuttner: Nun ist wohl der Zeitpunkt gekommen, auch mal von meinen Heldentaten zu reden, z.B. ich habe es sehr gerne, so Hochhausbrände zu verhindern.
Schwarz: Davon habe ich gehört...
Kuttner: In den 70er Jahren, da hat doch in Los Angeles ein riesiges Hochhaus gebrannt...
Schwarz: Eins der größten Hochhäuser.
Kuttner: Eins der größten Hochhäuser, Panik unter tausenden von Menschen, der Fahrstuhl abgerissen, und alles sowas, hilflose Hochhausinsassen saßen vor dem leeren Schacht, und selbst der, dieser, wie hieß denn dieser Feuerwehrhauptmann ?
Schwarz: Steve McQueen war damals Feuerwehrhauptmann der Los Angeleser...
Kuttner: Ja, der wußte sich auch keine ...
Schwarz: Heißt das eigentlich Los Angeleser Feuerwehr?
Kuttner: Los! Angeleser Feuerwehr!! Und im Grunde eine Situation klassischen flammenden Infernos, und mir ist es relativ leicht gelungen, diese Katastrophe überzuleiten in so eine Art »Flammende Herzen«. Das war gar nicht so schwer, weil ich schon damals mit einer Fernbedienung ausgerüstet war und wenn man dann beherzt umgeschaltet hat, im rechten Moment, konnte man relativ leicht Hochhausbrände verhindern!
Schwarz: Ja, und man konnte auch einige Menschenleben retten, indem man zum richtigen Zeitpunkt ausschaltete!
Kuttner: Aber wir wollen ja nicht zu sehr angeben, sondern vielleicht gleich versuchen, auch über gemeinsame Heldentaten zu sprechen. Ich erinnere mich daran ...
Schwarz: Wir wollen mal beim Thema bleiben. Es erinnert mich daran, daß natürlich auch nicht jede Heldentat, die ich mir vorgenommen habe, immer gleich so geglückt ist.
Kuttner: Nicht?
Schwarz: Nein, es gab auch mißglückte Heldentaten.
Kuttner: Ah ja, das ist klar, die experimentalstadielle Verwüstung z.B., aber welche war denn deine legendärste mißglückte Heldentat?
Schwarz: Ja, es gab 1990 das Angebot aus Amerika an mich, einen Film zu drehen, "Terminator III", wo ich aus der Zukunft in die Gegenwart geschickt werden sollte, um zu verhindern, daß die beiden ersten Teile des Terminators gedreht werden.
Kuttner: Oh, das ist ja schwer ins Auge gegangen, das werden ja Kinogänger wissen und wiedererkennen, das ist ja leider nicht gelungen.
Schwarz: Das Ergebnis haben wir auf der Leinwand gesehen.
Kuttner: Weißt Du, warum? Lag es am Drehbuch? Denn an den schauspielerischen Qualitäten deinerseits kann es ja nicht gelegen haben .
Schwarz: Nein, es war nicht einmal die Honorarforderung, sondern offensichtlich war Time Warner nicht in der Lage, Arnold Schwarzenegger vertraglich dazu zu bewegen, sich im Show-Down von mir freiwillig den Arm umdrehen zu lassen. Und es widerstrebte mir einfach, einem Mann, der ja mittlerweile auf die 50 zugeht Gewalt anzutun. Ansonsten genügte das Drehbuch, das, nebenbeigesagt aus meiner Feder stammte, auch raffinierteren cineastischen Ansprüchen.
Kuttner: Gut, gut. Woran ich mich aber auch gerne erinnere, sind dann natürlich die gemeinsamen Heldentaten. Den älteren unter unseren Hörern wird ja das Jahr 1932 noch auf der Zunge liegen.
Schwarz: Ja, ich war gerade mal 34 Jahre alt.
Kuttner: Ja, ja, diese fürchterliche Maggi-Bitter-Schmecke, die da herrschte und die wir leider nicht verhindern konnten...
Schwarz: Dafür ist es uns gelungen, dann die große Odol-Fäule abzuwenden!
Kuttner: Und dann das entscheidende Frühjahr 1932. Bis dahin wurde ja Deutschland von verheerenden eurasischen Wirbelstürmen heimgesucht, die in der Regel aus Sibirien kamen, und da haben wir das dann doch, glaube ich, geschafft - man sieht das heute noch in der Werbung - diese Wirbelstürme auf kleine weiße Plastikflaschen abzuziehen, so daß die jetzt, heute angepriesen werden als ein Reinigungsmittel (Anm.2).
Schwarz: Wir sagen jetzt nicht den Namen , aber in der Werbung dreht sich die Flasche immer noch. Ein eindeutiges Zeichen, daß sich darin ein kleiner Wirbelsturm befindet.
Kuttner: Ich werde ja immer wieder gefragt, wie uns das gelungen ist. Da gibt es im Grunde nur eine Antwort darauf: Mit Intelligenz!
Schwarz: Mit einem gerüttelten Maß an Gewandtheit...
Kuttner: ... und Fingerfertigkeit. Und ein bißchen Konzentration. Und daß die Absprachen vorher stimmen .
Schwarz: Ach, für Menschen, die vorher lange Jahre Makramé gemacht haben, eigentlich kein Problem. Ich würde an dieser Stelle auch wirklich gerne mal auf unsere größte Heldentat zu sprechen kommen.
Kuttner: Ja, die fand ich auch prima, die war schön eigentlich.
Schwarz: Das war 1972.
Kuttner: Das war durchaus politisch.
Schwarz: Ein Jahr, das vielen Leuten noch in Erinnerung sein wird. Wir waren damals noch in der Pionier-Organisation...
Kuttner: Ja, Du ja besonders.
Schwarz: Ich hatte immer noch das blaue Halstuch, Du hattest schon das rote Halstuch.
Kuttner: Ja.
Schwarz: Das kriegte man erst ab der 3. Klasse (Anm.3).
Kuttner: Na, heute trägt man so Wollmützen.
Schwarz: Tja, das ist bitter, ja.
Kuttner: Ähm, ja, wer sagt's?
Schwarz: Es war eine große Seeschlacht.
Kuttner: Mindestens so groß wie unsere Bescheidenheit!
Schwarz: Eine große Entscheidungsschlacht zwischen den Warschauer Vertragsstaaten - man sagt heute eigenlich nicht mehr so oft Warschauer Vertragsstaaten, richtig heißt es Warschauer Pakt-Staaten!
Kuttner: Warschauer Pack, sagen ja auch viele.
Schwarz: Ja, Warschauer Pack verträgt sich und Warschauer Pack schlägt sich. Na, nun gut, heuer schlägt er sich nicht mehr.
Kuttner: Das ist ja nun vorbei.
Schwarz: Damals war jedenfalls das große Thema die Systemauseinandersetzung. Und das schönste Thema für einen Helden ist natürlich, eine Systemauseinandersetzung zu verhindern.
Kuttner: Geplant war nämlich...
Schwarz: ...die große Entscheidungs-Seeschlacht auf dem Speicherbecken Spremberg.
Kuttner: Und zwar am 1.Juni, wie wieder betrunkene CIA-Offiziere in maßloser Angabe vorher schon bekannt gegeben haben, obwohl das im Grunde eigentlich...
Schwarz: ...schon eine gelungene Überraschung gewesen wäre, die große Seeschlacht am 1.6. Immerhin der Kindertag (Anm.4).
Kuttner: Ja, aber überraschend war es kurioserweise trotzdem, weil der KGB das eben nicht ernstnehmen wollte, nur weil es sich sofort überall rumgesprochen hatte.
Schwarz: Das war das Problem, und das wirft auch ein bezeichnendes Licht auf die Sekretophilie der Geheimdienste. Der Termin der Entscheidungsschlacht, eben der 1. Juni, der Kindertag 1972, war sofort in aller Munde, hat sich rumgesprochen, auf der ganzen Welt sprach man davon, und insofern gab es für den KGB keinen Anlaß mehr, das ernst zu nehmen, weil es sozusagen Volkes Meinung war, es war kein Gerücht, es war Tagesgespräch in der S-Bahn, in der U-Bahn ...
Kuttner: Da kommt man sich ja als Geheimdienst blöd vor, wenn man die Sachen, die jeder weiß, vertraulich der Regierung unterbreitet. Das ist ja völlig schwachsinnig.
Schwarz: Nun, es handelte sich nichtsdestotrotz um die große Entscheidungsseeschlacht auf dem Speicherbecken Spremberg.
Kuttner: Die ausgetragen werden sollte zwischen dem bekannten Flugzeugträgern "Niemetz" der U.S.Navy...
Schwarz: ...und dem auch nicht weniger bekannten Atom-Eisbrecher "Wladimir Iljitsch Lenin".
Kuttner: Das hätte, wenn man dann dieses Datum in Rechnung stellt, 1.Juni, das hätte ein arges Handikap für die Russen gebracht, weil im Sommer sind Atom-Eisbrecher einfach nicht halb so stark sind.
Schwarz: Atom-Eisbrecher auf nichtvereisten Gewässern machen keinen guten Eindruck.
Kuttner: Sehen auch nicht schön aus.
Schwarz: Ja, was haben wir gemacht? Wir haben...
Kuttner: Was haben wir da eigentlich gemacht? Irgendwie haben wir das verhindert, sagen wir mal.
Schwarz: Das war ein kleiner, simpler Trick, kennt man auch aus Filmen...
Kuttner: War gar nicht so schwer - der Film will mir jetzt bloß nicht einfallen.
Schwarz: Zwei, drei Handgriffe.
Kuttner: Ach, diese Wegzeichen haben wir einfach verdreht.
Schwarz: Einfach verdreht!
Kuttner: Das muß es, glaube ich, gewesen sein. Ich weiß es nicht mehr genau, aber wir haben einfach die Wegzeichen verdreht, und daraufhin haben die sich ja dann heillos verirrt, immer auf der Suche...
Schwarz: Ja, militärische Einheiten sind darauf angewiesen, daß die Wegzeichen einigermaßen das wiedergeben, was man von ihnen erwarten darf.
Kuttner: Das führte dann doch zu Situationen, die im militärischen Sinne eher tragisch zu nennen sind.
Schwarz: Der Atom-Eisbrecher "Lenin" z.B., der dann ja in den Spreewald gefahren ist.
Kuttner: Ein komisches Bild, beladen mit mißmutigen Touristen.
Schwarz: Mit aufgesprungenen Touristen!
Kuttner: Die sich da fotografieren ließen, immer von den Brücken runter, von mißmutigen russischen Soldaten, durchgestakt durch die Nebenarme...
Schwarz: Man kann nicht anders durch den Spreewald als mit Staken.
Kuttner: Peinlich. Peinlich. Aber andererseits...
Schwarz: 500 russische Matrosen mit langen Stangen staken den Atom-Eisbrecher Lenin durch den Spreewald . Das war ein Bild, das haben die Spreewälder lange nicht vergessen. Und wenn man heute in den Spreewald kommt, dann spürt man auch einen Gutteil Verbitterung noch.
Kuttner: Aber der Russe hat's auch nicht vergessen. Der war da ziemlich verbittert. Aber auch der Ami, der Ami hat ja auch eine deutliche Schlappe erlitten, weil die ja natürlich auch, immer munter zu mit ihrem Flugzeugträger flugs im flugzeugträgerverachtenden Schiffshebewerk Nieder-Finow landeten.
Schwarz: Und da ging dann einfach mal gar nichts mehr.
Kuttner: Sofort eingeklemmt unter lautem Lachen der Nieder-Finower-Schiffsheber.
Schwarz: Ja, die sind einige Zeit verspottet worden.
Kuttner: Ja, der Ami, da hat er sich nicht gefreut.
Schwarz: Aber es gab da ein Angebot vom etwas weiter entfernt liegenden Obertrikotagen-Betrieb in Wittstock, die haben den Flugzeugträger Niemetz dort ausgelöst...
Kuttner: ...und gleich erste Konversions-Maßnahmen eingeleitet.
Schwarz: Und er wurde 1974 als erster Flugzeugträger...
Kuttner: ..umbenannt.
Schwarz: Umgerüstet im Obertrikotagen-Werk.
Kuttner: Wurde der nicht erst umbenannt?
Schwarz: Nee.
Kuttner: Ich glaube, die haben den erst umbenannt in "Willy Stoph".
Schwarz: Flugzeugträger "Willy Stoph" zur Zeit des Personenkultes in der DDR. Dann wurde das Konsumgüter-Programm neu aufgelegt, 1976 war das, glaube ich, IX.Parteitag der SED, und damit stand der ehemalige Flugzeugträger "Niemetz", endgültig als Herrenhosenträger "Willy Stoph" vor dem Obertrikotagen-Werk. Eigentlich seltsam, daß ein Obertrikotagen-Betrieb Herrenhosen... (Lacht) Naja, das soll uns jetzt nicht weiter ...
Kuttner: Der soll ja da heute noch stehen, weil die den dann rechtzeitig, gleich Anfang '90, umbenannt haben Herrenhosenträger "Willy Brandt".
Schwarz: Es war aber auch gar nicht so einfach, den Flugzeugträger erneut umzubenennen.
Kuttner: Ja, vor allen Dingen auch wegen der Finanzierung. Aber da hat sich dann, glaube ich, die Friedrich-Ebert-Stiftung bereit erklärt, wenn ich mich nicht täusche.
Schwarz: Zumindest kam von der Friedrich-Ebert-Stiftung die Flasche Sekt, mit der er dann getauft wurde.
Kuttner: Ja. So, damit sind wir eigentlich am Ende unserer... Also, im Grunde, ich könnte noch stundenlang erzählen, aber das muß ja nicht sein.
Schwarz: Nö, nö, nö, nönönö.
Kuttner: Wäre vielleicht auch ein heroischer Akt, daß wir jetzt einfach Schluß machen?
Schwarz: Normalerweise überziehen wir ja immer ein bißchen.
Kuttner: Und Du Dich vielleicht verabschiedest, ich ja noch nicht. Ähm. Würdest Du vielleicht mal tschüß sagen?
Schwarz: Tschüß Deutschland.
Kuttner: Tschüß.
Schwarz: Nee, tschüß Bundesrepublik Deutschland. Oder: Auf ein Neues, BRD!
Anmerkungen:
Anm.1: Auf dem Höhepunkt der großmachtsüchtigen wilhelminischen Weltpolitik wurden neben Oy, Rügen und Helgoland nahezu alle meerumspülten Landmassen als Deutschland vorgelagert angesprochen.Dazu zählte auch die "Insel" Amerika, worüber es beinahe schon 1909 zum Ersten Weltkrieg gekommen wäre, wenn nicht der ehrenwerte William Howard "Alle Wetter" Taft, seines Zeichens 26.Präsident der USA damals staatsmännisch bemerkt hätte, daß zur Bewahrung der Schöpfung auch das Bewahren von Ruhe gehöre. zurück
Anm.2: Ajax was, liebe Leser, in Greek mythology, a mighty warrior who fought in the Trojan War. He was, hört, hört, the son of Telamon, king of Salamis, and led the Salaminian forces to Troy. A gigantic man, slow in speech, wie wohl viele unter uns, but quick in battle, wie nur wenige unter uns, Ajax was called "bulwark of the Achaeans" by Homer, und wer kann das schon von sich behaupten. Angered because he was not awarded the armor of the dead Achilles, Ajax determined to kill the Greek leaders Agamemnon and Menelaus. The goddess Athena, to protect the two, struck him with madness, was vielen aus ungleich geringerem Anlaß zuteil wird. Ajax committed suicide by falling on his sword und wurde dazu verdammt, bundesdeutsche Küchen zu putzen. zurück
Anm.3: Es sollte Stefan Schwarz trotz vieler mühevoller Nachhilfestunden, trotz Drohungen und Schlägen, trotz ausgiebiger Hänseleien des Schuldirektors und anderer Angehöriger des Lehrkörpers nicht vergönnt sein, die mit dem roten Halstuch auf immer verbundene 3.Klasse zu erreichen. Die langersehnte Drittklassigkeit wurde ihm erst nach der Wende auf Intervention einer Initiativgruppe, der u.a. Wolf Biermann, Bärbel Bohley, Jürgen Fuchs und selbstverständlich Lutz Rathenow angehörten, zuerkannt. Leider zu spät, die Pionierorganisation "Ernst Thälmann" existierte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. zurück
Anm.4: Obschon die Seeschlacht vom 1.Juni 480 v.Chr. bei Salamis, der Untergang der Spanischen Armada am 1.Juni 1588, die Schlacht von Trafalgar am 1.Juni 1805, das deutsch-britische Seegefecht vor Jütland am 1.Juni 1916, der Kampf um die Aleuten am 1.Juni 1942 sowie der Ausbruch maritimer Auseinandersetzungen um die Falkland-Inseln am 1.Juni 1982 den Marinestrategen des Warschauer Klüngels hätte zu denken müssen, vereinnahmte die partygeile Ostblockadmiralität den ursprünglich nicht direkt auf sie zugeschnittenen Internationalen "Tag des Kindes" mit Schiffskorso, Topfschlagen und launigen Umzügen auf Deck, wie es im übrigen auch an den - nirgendanders so ausgelassen begangenen - Tagen des Eisenbahners, des Chemiearbeiters sowie des Facharbeiters für Warenbewegung gang und gäbe war. zurück
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